Das Auftaktmatch in die Aufstiegsrunde gegen den ESV Waldkirchen hat nicht nur der Mannschaft alles abverlangt, sondern auch den Zuschauern. Das erste Drittel war zermürbend für das Gemüt und die Köpfe der Germeringer Spieler, die mehr Spielanteile und unzählige Abschlussaktionen hatten. Doch die Scheibe wollte schlichtweg nicht in die Maschen des gegnerischen Tores. Anders die „Karoli Crocodiles“. In den wenigen Phasen mit Scheibenbesitz strahlte man eine unglaubliche Ruhe und Abgezocktheit aus und ging mit viel Power in die Zone der Hausherren. Zweimal passte das Stellungsspiel der schwarz-gelben Defensive nicht und so ließen sie sich die zwei 1 auf 0 Situationen nicht eingehen und gingen mit einem 0:2 in die Pause. Genauso unglücklich und frustrierend ging es im Mittelabschnitt weiter. Mit einem ihrer ersten Torschüsse zappelte der Puck wieder im Netz. „Das kann doch nicht wahr sein“, wird sich EVG-Coach Florian Winhart gedacht haben. Aber auch der 3-Tore-Rückstand war für das Heimteam kein Nackenschlag. Man spielte weiter munter nach vorne und in der 28. Minute war es sodann ein Powerplay-Treffer von Louis Kolb, der den Torfluch brach. Bis zur zweiten Unterbrechung wurde es noch einige Male gefährlich, aber ein bärenstarker Gästegoalie und der Pfosten oder Querbalken verhinderten weitere Germeringer Torerfolge. Nach 23 absolvierten Sekunden in den letzten 20 Minuten erneutes Entsetzen beim Publikum der Wanderers. Nach einem fatalen individuellen Fehler, der den Niederbayern die dritte 1 auf 0 Möglichkeit an diesem Abend schenkte, fiel das 1:4. Doch wer dachte, dass sich die Münchner Vorstädter davon nicht mehr erholen, der täuschte sich gewaltig. Keine 30 Sekunden später tankte sich Matthias Götz durch und schloss zum 2:4 ab. Und plötzlich lief vieles wie aus einem Guss und auch das Scheibenglück wechselte die Vereinsfarben. Konstantin Kolb und Andreas Schmelcher schafften bis zu 45. Minute den Ausgleich. Vier weitere Tore ließen zweimal Nico Rossi, erneut Konstantin Kolb und Kapitän Quirin Reichel folgen, so dass man am Ende doch noch den verdienten Sieg einfuhr.
Wahrlich kein Leckerbissen war auch das zweite Heimspiel an diesem Wochenende gegen den TSV Trostberg. Das erste Drittel war geprägt von einigen Unzulänglichkeiten der Hausherren. Man stand zu weit weg von den gegnerischen Angreifern, spielte die Scheibe nicht konsequent und zielgenau aus der eigenen Zone und ließ einige Male Torfrau Franziska Albl im Stich. So stand es nach nicht einmal zehn Minuten 1:3 für die Gäste aus der Voralpenstadt, die viel Kapital aus ihren wenigen Möglichkeiten schlugen. Erst als Dennis Sturm in der 14. Minute den 2:3 Anschlusstreffer markierte, wendete sich das Blatt und Schwarz-Gelb drehte die Partie noch vor der ersten Pausensirene zu einer 4:3 Führung. Den Mittelabschnitt bestritt das Winhart-Team mit deutlich mehr Speed und Sicherheit in ihrem Passspiel. Die „Chiefs“ hatten reichlich Mühe die immer wiederkehrenden Angriffswellen der Wanderers zu unterbinden. Es schlichen sich auch die ein oder anderen Nickligkeiten in den Zweikämpfen ein, was Strafzeiten nach sich zog. Zwei Powerplays nutzten die Münchner Vorstädter in Person von Andreas Schmelcher und Michael Fischer. Der dritte Torerfolg war Markus Mair vergönnt, der die Scheibe in einer schönen Drehbewegung am gegnerischen Goalie vorbeischob. Auch im Schlussdrittel fand die Mannschaft von der Alz keine Mittel, um nochmal ins Match zurückzukommen. Die rund 300 Zuschauer durften stattdessen noch fünf weitere Germeringer Treffer bejubeln, so dass am Ende ein auch in der Höhe verdienter 12:4 Erfolg auf der Anzeigetafel stand.
Auswärts-Kracher am zweiten Aufstiegsrunden-Wochenende
Am kommenden Freitag geht es für Reichel und Co. ins tiefste Oberallgäu zur Auswärtspartie beim ERC Sonthofen. Gut neun Jahre ist es her, dass sich beide Klubs gegenüberstanden. Damals noch in der Bayernliga. Die Alpenstädter gingen in Germering mit einem 1:2 Erfolg vom Eis. Knapp drei Monate später stieg Sonthofen in die Oberliga auf. Es folgten sechs Spielzeiten in Bayerns höchster Eishockeyliga, ehe man sich aufgrund von Zahlungsschwierigkeiten und dem sich daraus ergebenden Insolvenzantrag in die Bezirksliga zurückzog. In der Saison 2021/2022 erreichte man schließlich mit einem runderneuerten Kader das Playoff-Finale, wo man den ERSC Ottobrunn mit zwei Siegen bezwang und bayerischer Bezirksliga-Meister wurde. Mit dem neuem Trainer-Duo Vladimir Kames und Helmut Wahl ging es sodann in die erste Landesliga-Saison, die man als Tabellenführer eindrucksvoll und souverän nach der Vorrunde abschloss. 41 der insgesamt 76 geschossene Tore gehen auf das Konto der Power-Zange um Vladimir Kames, Ondrej Havlicek und ERC-Urgestein Marc Sill. Der mittlerweile 33-jährige Angreifer bringt es auf über 500 Pflichtspiele für den ERC, in denen er unglaubliche 388 Scorerpunkte sammelte. In den vergangenen beiden Jahren war der Ausnahmeakteur beim EV Füssen in der Oberliga unter Vertrag, wo er auch zu überzeugen wusste. Möchte man das Haar in der Suppe finden und eine Schwäche bei den „99ern“ ausmachen, so wäre das wohl die Defensive, die in den vergangenen Wochen etwas geschwächelt hat. Die Schwaben stehen für Demut, so ist man über den frühzeitigen Klassenerhalt sehr froh. Doch horcht man ins weite Rund, so zählt Sonthofen durchaus zu den Aufstiegskandidaten in die Bayernliga. Eine schwere aber interessante Aufgabe für die Münchner Vorstädter, die ihnen alles abverlangen wird und viel Spannung für die Zuschauer verspricht.
Der SC Reichersbeuern erwartet die Wanderers nur zwei Tage später in heimischer Halle. Als amtierender Landesliga-Meister, der im Vorjahr auf den Aufstieg in die Bayernliga verzichtet hat, hat eine ordentliche Hauptrunde gespielt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die sagenhafte Dominanz und vor allem Konstanz von der Saison 2021/2022 hat man heuer noch nicht bestätigen können. Zehn Siege stehen sechs Niederlagen gegenüber und trotzdem hat man in der Gruppe B mit dem besten Torverhältnis den dritten Tabellenplatz erreicht. Die Tölzer bieten in der Regel temporeiches Eishockey, haben ein gutes Umschaltspiel, sind sehr kombinationssicher und abgezockt. Die Mannschaft von Trainer Thomas Gams agiert sehr kompakt und kann im Optimalfall vier gleichwertige Reihen stellen. In den letzten Wochen hatte die „Urkraft“ jedoch mit viel Verletzungspech zu kämpfen, doch diese Phase hat man im Kollektiv gemeistert und so hat sich mal wieder gezeigt, wieviel Substanz und Potential in der Truppe steckt. Zwei Dinge werden die Germeringer in der RSS Arena zwingend beherzigen müssen. Man muss die neutrale Zone bestmöglich zustellen, gnadenlos effektiv vor dem gegnerischen Gehäuse sein und wenige Strafzeiten ziehen. Das wird ein heißer Tanz.