„Wo Topspiel draufstand, war auch Topspiel drin.“ Die gut 250 Zuschauer im Germeringer Polariom sahen am vergangenen Freitag einen über weite Strecken überzeugenden Auftritt der Wanderers. Man trauerte dem dritten Punkt etwas nach, musste am Ende aber eher froh sein, noch den zweiten Zusatzpunkt eingefahren zu haben.
Das erste Mal in dieser Saison gehörte die Anfangsphase den Münchner Vorstädtern, man schnürte den EV Dingolfing regelrecht in der eigenen Zone fest, mit Erfolg. Ebenfalls Premiere feierte dann das erste 1:0 in dieser Spielzeit durch Dennis Sturm. In der Folge blieb die Winhart-Truppe weiter tonangebend, ehe man gut fünf Minuten vor dem ersten Pausentee die ersten Konzentrationsschwierigkeiten erkennen konnte, die zu unnötigen Strafzeiten führten. Das erste 5 gegen 3 Powerplay nutzte Dingolfing schließlich zum Ausgleich. Von diesem Zeitpunkt an veränderte sich die Partie maßgeblich. Während Schwarz-Gelb Spieler auf der Strafbank sitzen hatte, schossen die „Isar Rats“ Tore und drehten das Match. Der zwischenzeitliche Hoffnungsschimmer von Konstantin Kolb zum 2:3 sollte noch Gold wert sein. Im zweiten Spielabschnitt waren nur wenige Angriffe gespielt, da bejubelten die Gäste das 2:4, ebenfalls in Überzahl. Doch wer dachte, dass die Wanderers die Köpfe hängen lassen, der täuschte sich. Ein schön herausgespielter Treffer von Daniel Menge und ein lupenrein verwandelter Penalty von Michael Dorfner sorgten für den Ausgleich. Aber auch dann war die Geschichte des zweiten Drittels noch nicht zu Ende erzählt. Mit der Pausensirene gelang dem EVD die dritte Führung in diesem Aufeinandertreffen. Im Schlussdrittel knüpfte das Heimteam an die guten Anfangsminuten an, kombinierte sich zu guten Tormöglichkeiten, wonach eine dieser zum längst überfälligen 5:5 Ausgleich führte. Den Sieg nach 60 Minuten hatte Marco Göttle auf dem Schläger, der 127 Sekunden vor der Schlusssirene einen Alleingang vergab. In der anschließenden Overtime nutzte der Mann des Abend Dennis Sturm die sich bietende Chance in Überzahl zum 6:5 Siegtor für seine Farben.
Am Sonntagmittag ging es für die Winhart-Truppe ins hohe Oberfranken, wo man am Abend auf den VER Selb traf. Der Germeringer Coach stieg ohne sieben Stammkräfte in den Bus ein, zum Eröffnungsbully war die Mannschaft nochmals um einen weiteren Spieler kleiner geworden. Die Hiobsbotschaft musste das Team scheinbar auch erstmal verkraften, denn man startete ungewohnt verunsichert und nervös. Das nutzten die Hausherren eiskalt zur schnellen 1:0 Führung. Kurz geschüttelt, wurden die Münchner Vorstädter stabiler und spielerisch stärker, man übernahm die Spielkontrolle, kam zu einigen guten Tormöglichkeiten und kurz vor der ersten Pausensirene war es Konstantin Kolb, der zum Ausgleich für seine Farben einnetzte. Im Mittelabschnitt neutralisierten sich die Gemüter, Chancen gab es auf beiden Seiten und auch in puncto spielerischem Glanz standen sich beide Vereine in nichts nach. Es war ein Doppelschlag von Nico Rossi und Thomas Köppl in der 30. Minute, der Germering auf die Siegerstraße brachte. In der Folge versteifte sich der EVG auf Ergebnisverwaltung, was bis zur zweiten Pause auch gutgehen sollte. Ein energischer Schlussspurt von Selb, das in der 46. Minute zum verdienten 2:3 Anschlusstreffer kam, sorgte nochmal für mächtig Spannung auf dem Eis und auf den Rängen. Auch die körperliche Härte nahm mehr und mehr zu. Doch bis zur Schlusssirene passierte nichts mehr und Schwarz-Gelb lag sich zurecht und erleichtert in den Armen. Das war ein wichtiger Dreier der Kategorie Arbeitssieg.
Heimspiel-Wochenende mit dem „Landkreis El Clásico“
Die Mutter aller Derbys ist das Landkreis-Duell zwischen den Wanderers Germering und dem EV Fürstenfeldbruck. Ein Aufeinandertreffen mit viel Intensität, Spannung und Leidenschaft erwartet beide Fanlager am Freitag in der Eishalle in der Bertha-von-Suttner-Straße. Die Landkreis-Krone war in der Spielzeit 2021/2022 für insgesamt drei Wochen im Trophäenschrank der Brucker ausgestellt, nachdem Schwarz-Gelb Anfang Februar einen rabenschwarzen Tag im Freiluftstadion zu Fürstenfeldbruck erwischte und verdient mit 6:2 verlor. Spätestens seit dem Rückspiel in Germering, wo man ein anderes Gesicht zeigte und den Erzrivalen mit 3:1 vor eigenem Publikum bezwang, ist die Rangordnung wieder so, wie sie gehört. Der EVF wird alles daransetzen, die Winhart-Truppe auch heuer wieder zu ärgern und sich die Vorherrschaft zurückzuerobern. Die „Crusaders“ sind durchwachsen in die neue Landesliga-Saison gestartet. Etwas überraschend ging man beim Ligaauftakt in Bayreuth als Verlierer vom Eis, obwohl man trotz einiger Ausfälle eine gute Leistung zeigte. Daran angeknüpft legte man ein gutes Match bei der 2:1 Niederlage in Dingolfing hin, ehe man in Ottobrunn die ersten 3 Punkte feierte. In Waldkirchen gab es schließlich nichts zu holen und trotzdem scheint die Euphorie und Siegermentalität bei der Mannschaft von der Amper ungebrochen. Seit Jahren sind die Brucker eine sehr eingespielte Einheit, deren Erfolgsrezept Kampf und Herzblut ist. Die nötige spielerische Qualität haben sie sich mit der Verpflichtung von Michal Telesz geholt, der seit mittlerweile acht Jahren in Deutschland seine Schlittschuhe schnürt. Der 30-jährige Tscheche hat knapp 140 Landesliga-Spiele absolviert und dabei 165 Scorerpunkte erzielt. Am Ende wird das Team als Derbysieger vom Eis gehen, dass den größeren Willen zeigt und die sich aufkommenden Tormöglichkeiten konsequenter nutzt.
Zum zweiten Heimauftritt am kommenden Wochenende begrüßen die Wanderers den VER Selb im Germeringer Polariom, bei dem man vor genau einer Woche zu Gast war. Das Hinspiel hat gezeigt, dass es Selb den Münchner Vorstädtern nicht viel einfacher macht, wie beispielsweise Dingolfing. Eine sehr gut funktionierende Mannschaft mit starken Einzelspielern und einem erfahrenen Coach an der Bande. In der Netzsch-Arena verstand man es sehr gut, Schwarz-Gelb das Leben schwer zu machen, indem man die neutrale Zone kompakt zustellte und den Gegner damit die Spielfreude nahm. Auch in puncto Zweikampfhärte wussten die „Wölfe“ aber zu überzeugen. Es bedarf in heimischer Halle einer Topleistung, um auch im zweiten Aufeinandertreffen die Oberhand zu behalten und als Sieger vom Eis zu gehen. Man erwartet eine enge Partie, die Spannung und Intensität bis zur Schlusssirene verspricht.